„Ich will nicht in Diensten eines Mörders stehen und von ihm mein Gehalt beziehen.“ (Direktorin des Russischen Staatstheaters CIM am 27.2.2022)

„…Weil das meine Stadt ist, deshalb verlasse ich nicht meine Stadt!“, und weiter sagt Frau Kira Rudik: „Ich bin sehr sehr sauer und böse. Ich bin sauer, weil unsere Kinder jetzt wissen werden, was der Krieg ist, ich bin sauer, weil die Russen von uns verlangen, dass wir unsere Häuser verlassen, ich bin sauer, dass jetzt in der Ukraine viele Dinge zerstört werden, was wir selbst aufgebaut haben. Diese niederträchtige Bosheit Putins, so merkwürdig dies auch klingen mag, lässt uns unsere Angst leichter ertragen“ (Kira Rudik, Abgeordnete im Ukrainischen Parlament am 27.2.22)

Gespräch mit meiner Bekannten Natascha in der Ukraine am 27.2.2022 über Skype: „Hallo Natascha! Es tut mir sehr leid, was dieser Verbrecher Putin mit euch in der Ukraine anstellt.“ Natascha weint, dann erzählt sie: „Meine Schwiegertochter hat vor zwei Tagen eine Baby bekommen. Das Baby musste mittels Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden. Da es im Krankenhaus zu gefährich war, musste meine Schwiegertochter sehr schnell aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Nachbetreuung muss nun in meiner Wohnung erfolgen. Jetzt müssen mein Sohn und meine Schwiegertochter vom 12. Stock immer wieder in den Keller flüchten, sobald der Alarm losgeht, denn hier im 12. Stock sind wir nicht sicher.“ 

Was für ein Hohn, bekamen wir doch in den vergangenen Monaten aus dem Munde einiger Impfgegner das Narrativ zu hören, wir würden uns hier in Europa in eine Diktatur hinein bewegen. Ein zynischer Hohn für all jene, die jetzt in der Ukraine um ihr Leben laufen müssen, weil ein krimineller Putin seine Diktatur dazu benutzt, alles in seinem Staat mit seiner kriminellen Energie zu überfluten. Das ist die wahre Fratze der Diktatur, wie sie uns Herr Putin und sein Vasall Lukaschenko täglich präsentieren.
Es bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die großspurig ihre Plakate gegen eine Pandemiediktatur in die Höhe gehalten haben, angesichts des perfiden Angriffs Putins, eine Kehrtwende machen. Den Begriff Diktatur willkürlich für ideologische Zwecke zu missbrauchen, ist nicht nur naiv sondern fahrlässig.

Gewaltsames Sterben muss grausam sein. So dachte ich lange bevor ich erwachsen war – als junger Bub. Tod heißt, dass alles vorbei ist. Nie wieder gibt es die Hoffnung, nie wieder die Sehnsüchte, die Träume. Ausradiert! Claus Gatterer schreibt in seinen Tagebüchern: „Er (der Tod) ist nicht süß, wie’s im Gedicht heißt…Das Vaterland wirft seine Söhne ins Massengrab – und oft genug den Raben zum Fraß vor.“ Gewaltsames Sterben vor 100 Jahren ist um nichts ein anderes als es heute ist. Ist es tatsächlich Vorsehung, wie Luise Rogger 1914 ihrem Mann an die Front in Galizien schreibt: „…Wie es die göttliche Vorsehung bestimmt hat, so wird es kommen….für den einen Leben, für den anderen der Tod“ Ebenso ist es 100 Jahre her, dass Josef Tschurtschenthaler, von der Russenfront weit im Osten nach Hause schreibt: „….Bei Tag und Nacht, ohne Ruhe, immer das Sausen der Kanonen und Gewehrkugeln in den Ohren. Da schaut es ganz schrecklich aus. Drum, oh Gott, bewahre vom Kriege.“ Mittlerweile weiß ich, dass es nicht Gott ist, der uns vor Krieg bewahren kann. Das müssen wir Menschen schon selber tun.

Und jetzt wiederholt sich die Geschichte: Damals war es Hitler, der alles niederwalzte, was nicht seinem Wahn entsprach. Jetzt ist es Putins krimineller Wahn, dem jetzt viele Menschen zum Opfer fallen. Der narzistische Wahn dieses Herrn kann, so scheint es, nicht gestoppt werden. Er mordet – Kinder, Frauen, Männer. Die Hoffnung bleibt, dass auch er, wie Hitler damals, ein grausames Ende erleben wird müssen. Vielleicht gibt es jemanden wie Stauffenberg damals? Oder er wird als Kriegsverbrecher gesucht? Oder er macht es so, wie es damals Hitler gemacht hat. Er legt Hand an sich.

So oder anders – er wird von der Bildoberfläche verschwinden müssen. Je früher, umso besser. Alexei Nawalny sagte 2021 in einer seiner Reden vor Gericht: „Was ihr da plant, das wird nicht klappen, da bin ich mir sicher. So oder so werden Wahrheit und Gerechtigkeit siegen. Und jeder wird sich verantworten müssen.“ ( A.Nawalny, Schweigt nicht – Reden vor Gericht, 2021) Und an einer anderen Stelle sagt Nawalny: „Ich bekomme jetzt jede Menge Briefe, und ungefähr jeder zweite Brief endet mit dem Satz: -Russland wird frei sein-.“ Der Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz sagte am 27.2.22 im deutschen Bundestag: „Genug ist genug, das Spiel ist aus.“ Wenn es nicht nur bei dieser Rethorik bleiben und es tatsächlich aus sein sollte – für diesen Verbrecher Putin – dann nehme ich gerne noch mehr schlaflose Nächte in Kauf. Benjamin Ferencz, Jahrgang 1920, Chefankläger bei den Nürnberger Naziprozessen 1946 schreibt in seinem vor Kurzem erschienen Buch „Sag immer deine Wahrheit“: „….Ich will die Welt durch die Herrschaft des Rechts zu einem humaneren Ort machen.“ Und ganz am Ende seines Buches schreibt er: „Gebt niemals auf!“ Die Ukraine ist gerade jetzt dabei, niemals aufzugeben. Die Welt hat sie dabei ohne wenn und aber zu unterstützen! Sollten wir das nicht tun, dann werden wir uns ein Leben lang zu schämen haben.

Rogger Johann Georg (Hansjörg)
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