Inspirationen, um nicht an der Welt zu verzweifeln

„I think to myself what a wonderful world, ich sehe grüne Bäume und rote Rosen“ – Louis Armstrong. „Te voglio bene assai – die Kraft der Lyrik dove ogni dramma è un falso – con un po’ di trucco e con la mimica kannst du ein anderer werden“ – Lucio Dalla.

Vorsorglich mit Pullover ausgestattet, sitz ich unter dem aufgespannten Dach. „…..In diesem Moment scheint das Glück unendlich fern……werden Hoffnungen zerstört“ – Roger Cicero. Trio Halma interpretiert. Eine kühle Briese. Derweil werden Ukrainische Kinder, Frauen und Männer abgeschlachtet. In diesem Moment bangen wieder viele um ihre Träume. Und ich sitze da und erträume mir a wonderful world unter freiem Himmel, ohne Sirenengeheul. Die Artilleriegeschosse töten 2000 Km von hier entfernt diese schöne Welt. Und russische Invasoren vernichten Städte, mutwillig, gnadenlos. China drangsaliert Uiguren und Tibeter, in Myanmar tötet man die Freiheit, den Syrern schickt man russische Bomben. Schandbar, shameful, vergognoso. Und ich sitze hier – mein Blick zum Himmel ist frei und ohne Angst.

Ich freue mich über Josh Grobans to Where you are, über den wunderbaren Gesang, die Geige und das Klavier. Und ich bange um die Menschen und das Land. Es ist bald ein halbes Jahr her, die Nächte geben den Schlaf nicht mehr frei, und die Tage werden zur Qual. Es muss furchtbar sein, wissen zu müssen, morgen kann es meine Kinder treffen, meine Frau, meine Freunde. Unvorstellbar grausam und doch bleibt das Nachvollziehbare theoretisch, für uns, für mich. Es sind unsere Nachbarn, die die Panik aushalten müssen. 

„Flieg mich dorthin, wo du bist, jenseits des fernen Sterns“ – Josh Grobans sagt das in seinem Lied. „Ich wünsche mir, dich heute Abend lächeln zu sehn“ – Josh Grobans. Aber es ist schwer geworden in diesen Tagen. Das Lächeln, die Freude und die Sorglosigkeit wurden zu Wunschträumen. „Schläfst du sanft in meinem Traum“ – Der gewaltsame und viel zu frühe Tod lässt das Träumen nicht mehr zu. Den Uiguren, den Burmesinen in Myanmar, den Syrern, den Einwohnern Hongkongs, den Ukrainern, und vielen anderen hat der eigene oder ein fremder Machtapparat das Träumen gekappt. 

„Besame mucho, Que tengo miedo a perderte – Küss mich viel, ich habe Angst, dich zu verlieren“ von Luis Miguel, interpretiert von Halma. Und dann der langanhaltende Applaus. „Kunst, Tanz, Theater, ich denke für die Zuschauer ist das so etwas wie ein Seelensanatorium“ – Ruslan Talipow, Tänzer am Theater in Odessa sagt das am 10. August, dem 167. Tag des Angriffskrieges Russlands. Halmas Musik, ein paar tausend Kilometer weg von der Katastrophe, ist etwas Besonderes, auch für die Seele.

Hass, Wut und Rachegedanken treiben mich um in diesen Tagen. Das Trio Halma versprüht die Inspiration – für eine kurze Weile – in die Sanftheit zurückkehren zu können. 

Johann Georg (Hansjörg) Rogger