Ein paar Ideen für die Ideenbox (Gemeindeentwicklungsprogramm für Raum und Landschaft in der Gemeinde Sexten) 1.3.2024

Gefragt sind Lösungen als Überwindung von Schwierigkeiten und Widersprüchen

Mobilität: Ein ganzheitliches Konzept ist gefragt

Die Untertunnelung von Kiens und die Umfahrung von Percha tragen dazu bei, diese Ortschaften deutlich zu entlasten. Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass der Verkehrsfluss von Westen nach Osten weiter zunimmt – und damit die bestehenden Engpässe zunehmend überfordert. Insbesondere in Sexten verschärft sich die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation.

Für Sexten stellt die Beseitigung dieses Nadelöhrs eine enorme Herausforderung dar. Im Gegensatz zu Orten wie Welsberg, Niederdorf, Percha oder Kiens, wo der Verkehr durchfließt, endet für die meisten Touristen in Sexten die Reise. Das Ziel ist es, den Gästen eine möglichst komfortable Anreise zu ermöglichen – doch genau hier muss ein Umdenken stattfinden.

Es braucht eine zukunftsweisende, umfassende Lösung. Ein möglicher Ansatz könnte ein autofreies Sexten sein, verbunden mit der Schaffung moderner Infrastrukturen am Ortseingang. Nur durch innovative und nachhaltige Maßnahmen kann die Mobilität langfristig gewährleistet und die Lebensqualität im Ort verbessert werden. Erst vor Kurzem sagte mir Georg Villgrater im Zusammenhang mit einem privaten Bauprojekt: „Geat et, gibt’s et.“ Natürlich scheint es auf den ersten Blick zunächst undenkbar zu sein, darüber nachzudenken, wie der nach Sexten fahrende Tourist sein Auto am Ortseingang mit dem Shuttle tauschen könnte. Doch Fortschritte fallen selten von selbst in den Schoß – sie erfordern Entschlossenheit und Vision. Nicht selten entstehen daraus Ideen, die man sich nie hätte träumen lassen, dass sie entstehen könnten.

In der Schweiz gibt es neben Zermatt, auch noch Saas Fee im Wallis und Wengen im Berner Oberland, um nur drei von acht autofreien Gemeinden zu nennen. In Österreich ist Oberlech in Vorarlberg oder Werfenweng im Salzburger Land zu nennen.

Die Einhaltung der Wachstumsgrenzen ist der Garant dafür, dass all das, was der Tourismus in der Vergangenheit an Wohlstand, Diversität und Weltoffenheit geschaffen hat, erhalten bleibt. Es muss das Prinzip der Sorge gelten: Was vorhanden ist, muss zukunftstauglich bewahrt werden. • Einfrieren der Aufstiegsanlagen auf den Stand von 2023, um weitere Eingriffe in die Naturlandschaft zu vermeiden.

Die Bewahrung der gewachsenen Strukturen in Landwirtschaft, Handwerk, Tourismus ist davon abhängig, dass den Wachstumsgrenzen Respekt gezollt wird. Auch bzw. vor allem in Sexten. Die Bewahrung birgt in sich ein großes Potential – für alle Player in der Gemeinde. Doppelt so viel ist ganz selten doppelt so gut. Und das „Doppeltsoviel“ nagt an der Substanz, belastet Umwelt und Menschen und gefährdet das, was Sexten groß gemacht hat.

Kultur: Tradition neu denken und zeitgemäß gestalten

Kultur bedeutet, historisch Gewachsenes neu zu gestalten und zu interpretieren, indem neue Elemente aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens integriert werden – offen, demokratisch und zukunftsgerichtet.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Unterstützung kleinstrukturierter Initiativen, die wichtige kulturelle Impulse setzen. Dazu zählen etwa die Rudolph-Stolz-Initiativen des Kuratoriums sowie die Aktivitäten rund um Claus Gatterer und die Claus-Gatterer-Preise. Diese Initiativen tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt und Identität Sextens bei und verdienen langfristige Förderung.

Darüber hinaus sollte der öffentliche Raum verstärkt in kulturelle Performances und Veranstaltungen einbezogen werden. So kann Kultur für alle erlebbar gemacht und ein lebendiger Austausch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschaffen werden. 365 Tage. Eine begehbare Kunst- und Kulturlandschaft wäre ein anzustrebendes Ziel.

Gestaltung des öffentlichen Raumes: Ästhetisch und funktional

Die öffentlichen Räume, auch die Parkplätze an der Talstation Helmbahn, Talstation Rotwandwiesen, in der Signaue sowie im Hauptort, sollten nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend und naturnah gestaltet werden. Dazu ist die Einbindung von Landschaftspflegern und Landschaftsgärtnern essenziell, um eine harmonische Integration in die Umgebung zu gewährleisten.

Naturnahe Parkplätze und Naherholungsräume:

• Schaffung von Autoabstellplätzen, die durch gezielte Bepflanzung (z. B. Bauminseln, Hecken, Baumkübel) und den Einsatz von nachhaltigen Materialien naturnah gestaltet werden.

• Ausstattung mit Mobiliar wie Sitzbänken, Tischen, Fahrradständern und Parkbänken, um Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität zu fördern.

Attraktivierung der Restflächen:

• Die Gestaltung der übrigen Flächen sollte durch gezielte Aufwertungsmaßnahmen wie Kunstinstallationen, Begrünung oder architektonisch ansprechende Elemente erfolgen. (Bruneck präsentiert sich in diesem Zusammenhang schon jahrelang als Modell)

• Alltagsräume im Dorf können durch künstlerische oder poetische Interventionen – wie Skulpturen, Wandgemälde oder temporäre Kunstprojekte – eine zusätzliche ästhetische und kulturelle Dimension erhalten.

Ziel ist es, sowohl Einheimischen als auch Gästen ein harmonisches, erholsames und inspirierendes Umfeld zu bieten, das Funktionalität mit gestalterischer Qualität verbindet. Die Gestaltung und Pflege der Naherholungsräume bedeutet für alle im Dorf ein Mehrwert. Und sie fordern zur Diskussion heraus.

Straßen- und Wegenetz: Langlebig und beständig

Ein hochwertiges Straßen- und Wegenetz bildet die Grundlage für eine funktionale und ästhetische Infrastruktur. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf die Wahl langlebiger Straßenbeläge gelegt werden, die nur minimale Ausbesserungen erfordern.

Qualitätskriterien für Straßenbeläge:

• Verwendung robuster Materialien, die gegenüber Witterungseinflüssen und Verschleiß beständig sind.

• Bauweisen, die eine lange Lebensdauer gewährleisten und damit langfristig Kosten reduzieren.

• Ästhetisch ansprechende Oberflächen, die sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügen.

Ein gut gepflegtes und durchdacht angelegtes Wegenetz verbessert nicht nur die Verkehrsqualität, sondern trägt auch zur Sicherheit und Attraktivität von Sexten bei.

Kinder- und Jugendrat: Mitbestimmung für die Zukunft der Gemeinde

Die aktive Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Meinungsbildung ist ein entscheidender Faktor, um ihre Bindung an die Gemeinde zu stärken und sie für ein Leben vor Ort zu motivieren.

Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Eine ausgewogene Zukunft gestalten

Nachhaltigkeit muss als übergreifendes Prinzip in allen Bereichen der Gemeindeentwicklung verankert werden. Ziel ist es, ökologische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte in Einklang zu bringen und so eine lebenswerte Zukunft zu sichern.

1. Begrenzung von Infrastrukturwachstum:

• Einrichtung und Unterstützung eines Reparaturzentrums (z. B. Repair Café) innerhalb der Bezirksgemeinschaft, um die Lebensdauer von Gegenständen zu verlängern und Abfall zu reduzieren.

• Einfrieren der Aufstiegsanlagen auf den Stand von 2023, um weitere Eingriffe in die Naturlandschaft zu vermeiden.

2. Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft:

• Sensibilisierung der Bevölkerung für Müllvermeidung durch Bildungsinitiativen und nachhaltige Konsumpraktiken. Wie wäre es, wenn man Sextens gut funktionierenden Recyclinghof mit einer Reparaturwerkstatt für alte Elektrogeräte ausstatten könnte?

3. Verantwortung als ganzheitliches Konzept:

• Entwicklung eines ausgewogenen Modells, das Tourismus, Naturschutz, soziales Miteinander, Kultur und Kunst miteinander verbindet.

• Unterstützung ressourcenschonender Tourismusprojekte, die die Natur respektieren und die lokale Wirtschaft stärken.

• Integration von Kunst und Kultur als Mittel, um Umweltverantwortlichkeit kreativ zu kommunizieren und gesellschaftlichen Wandel zu fördern.

Durch diese Ansätze kann die Gemeinde ein Vorbild für beständige, langfristige, ressourcenschonende und verantwortete Entwicklung werden.

Hansjörg Rogger, Alpe- Nemes-Straße 4
348 5233660
Johann.rogger@icloud.com