Wenn ich einmal gestorben sein werde,

….ist es zu spät, um zu tun, was noch zu tun wäre……gibt es kein Annähern mehr………gibt es meine Freiheit nicht mehr…..sind meine Wünsche nur noch anvertraut – anderen, und Buchstabe…..

…..geschieht das, was andere geschehen lassen wollen……..geschieht das, was man als Lebender hofft, vielleicht vergebens, dass geschehen sollte…. 

…..erwarte ich mir Leonard Coen, Cat Stevens, Hannes Wader, Roger Cocero, Sinead O’Connor, Mascha Kaleko, Rainer Maria Rilke…..erwarte ich mir kein Geheuchle und Gehudle, keine Schleimer, keine Heiligen……..

….darf es kein Geläute und Gebimmle geben….erwarte ich mir Feuer statt Moder…..erwarte ich mir keine Leute im Gleichschritt – nicht hintendrein, nicht vornedrein…….soll nur der hier stehen, der mir was zu sagen hatte, als es noch etwas zu sagen gab……..

….hat die Seele aufgehört zu wehklagen, zu frohlocken, zu hassen, zu weinen, zu fürchten………hat die Seele aufgehört zu lachen…..kehre ich in die unendliche Dunkelheit zurück…….

….hat mein Kopf aufgehört zu denken und zu konstruieren, zu verdrehen und zu lügen……habe ich aufgehört zu schwindeln, zu betrügen, ehrlich und unehrlich zu sein, liebevoll und bös……

…..kehre ich nie mehr zurück. Nie mehr………

…..gehe ich weg aus einer Welt, in der Diktatoren immer noch Kinder, Mütter und Papis wegbomben dürfen, ohne bestraft zu werden…….gehe ich weg aus einer Welt, in der viel von Gott geredet und im Namen Gottes gemordet wird.

Wenn ich einmal gestorben sein werde,

…kommt die bewusstlose Ewigkeit, von der die Kirche immer redet und redet und redet…….und es wird die Luftblase vom ewigen Leben zerplatzen – wie eine Seifenblase. Die ganzen Torturen werden sinnlos gewesen sein, die die Kirche über uns hat niederprasseln lassen.

…muss ich mir nicht mehr die inhaltsleeren Aufrufe kirchlicher Oberhäupter zu Frieden und Toleranz anhören.

…werden sich die Kirchenfürsten – vielleicht innerhalb der nächsten 1000 Jahre – schämen für das, was sie in der Welt angerichtet hatten – Hexenverbrennungen, Sexuelle Missbräuche, nicht zu vergessen der Umgang mit den Frauen und die Folter. Wie war das denn mit Giordano Bruno, den die Inquisition am 17. Februar 1600 mitten in der Stadt des Papstes auf dem Campo de’ Fiori verbrannte? Ich sollte als Bub meine sexuellen Gedanken beichten! Aber – die kriminelle Vergangenheit der Kirchenfürsten wurde totgeschwiegen. Ein Hohn!

…werde ich es endlich hinter mir gelassen haben, dass es mir untersagt wurde, meinen Namen tragen zu können, den mir meine Eltern geben wollten. Zugegeben – ein vergleichsweise kleiner Machtexzess der Kirche, der mir aber zeitlebens zum Kotzen heilig war.

Bis es soweit sein wird, dass ich mich verabschieden muss, ist es mir eine Ehre.

Mascha Kaleko am Schluss: „Kapitel Eins beginnt mit dem Begräbnis, der Seele Letztes irdisches Erlebnis. Auf meines freue ich mich heute schon! – Da gibt es keine Trauerprozession.“

Johann Georg, Hansjörg Rogger/2024