Die Schule hat die Aufgabe, ihre Schüler nicht nur mit Fachwissen wie Mathematik oder Latein zu versorgen, sondern sie auf das Leben vorzubereiten. Und Leben bedeutet weit mehr: aufeinander zugehen, Konflikte aushalten, Probleme lösen, Beziehungen pflegen, miteinander kommunizieren, Kompromisse aushandeln und lernen, nicht immer im Vordergrund stehen zu müssen.
Wenn sich eine Schule dazu entschließt, junge Menschen auf die Bühne zu bringen, dann darf das nicht nur Selbstzweck sein. Es muss immer im Kontext der Lebensbildung geschehen – als Mittel, um eine ganzheitliche persönliche Entwicklung zu fördern.
In diesem Schuljahr standen zwei großartige Stücke auf dem Programm: Matilda und Der König der Löwen. Zwei Geschichten, die nicht nur inhaltlich, sondern auch künstlerisch und pädagogisch wertvoll sind. In Matilda geht es um ein Mädchen, das sich mutig aus Unterdrückung und Demütigung befreit. Der König der Löwen wiederum erzählt, wie das Gute am Ende über das Böse siegt – ein klassisches Märchenmotiv.
Die Inszenierungen stellten die SchülerInnen vor große Herausforderungen, sei es in der Darstellung der Charaktere, in der Bewegung, im Gesang oder in der Sprache. Doch sie boten auch eine Plattform, sich mit wesentlichen Aspekten des Lebens auseinanderzusetzen: Ängste überwinden, Scham und Neid begegnen, Überforderung und Frust aushalten, aber auch die Freude an der eigenen Leistung und das Gefühl der Genugtuung erleben. Diese Prozesse laufen zwar nebenbei ab, sind aber entscheidend für die Qualität und den Erfolg solcher Produktionen.
Natürlich bedarf es dafür auch der Unterstützung durch erfahrene musikalische, theatralische und künstlerische Projektleiter. Besonders beeindruckend war in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der hausinternen Kunstschule. Ein Beispiel dafür sind die kunstvoll gestalteten Masken für Der König der Löwen, die in einer Koproduktion entstanden sind – ein herausragendes Ergebnis, das die Bedeutung von Teamarbeit einmal mehr unterstreicht.
Hansjörg Rogger
Ex Schulführungskraft
Publizist
Der Beitrag wurde am 30.3.2015 publiziert