An die Nachgeborenen (frei nach Berthold Brecht)

(Eine Rede an Oberschüler*innen am 12.9.2014)

In den Sommermonaten, während ihr eure Ferien genossen habt, ist viel Schreckliches in der Welt geschehen.

Die blutige Geschichte der vergangenen Jahrzehnte hätte uns vieles lehren können – und doch kehrt sie immer wieder blutig zurück:

298 Menschen wurden über der Ukraine in Stücke gerissen – tot, nichts als tot.

Großmachtsüchtige Russen zerstören Träume auf der Krim und in der Ostukraine.

In Gaza sterben erneut Kinder und Mütter. Ganze Familien verschwinden innerhalb weniger Sekunden.

Kurz nachdem ein Brunnen für Sierra Leone und 50.000 Euro dorthin gebracht wurden, rafft Ebola tausende Träume dahin.

Extremistische Todesschwadrone mit ihren schwarzen Fahnen lassen ihren Frust auf grausamste Weise an anderen aus.

Uns hier, mitten in Europa, geht es gut. Wir beobachten aus sicherer Distanz und klagen, was das Zeug hält. Dabei müssten wir erkennen, dass wir – jetzt, nach den beiden großen Kriegen – viel Gutes erfahren haben.

Nutzen wir dieses Privileg! Schöpfen wir unser Wissen und unseren Drang nach Erkenntnis aus der Fülle. Denn: Wenn wir mehr wissen, verstehen wir besser. Wenn wir besser verstehen, können wir klarer erkennen. Und wenn wir klarer erkennen, lernen wir, uns besser zu vertragen.

In diesem Sinne: Lernt, miteinander umzugehen. Lernt, einander zuzuhören. Lernt, ohne Intrigen auszukommen und nicht immer recht haben zu müssen. Und wenn nötig, macht es besser als die, die euch vorausgegangen sind.

Hansjörg Rogger
Schulführungskraft
Publizist
Der Beitrag wurde am 12.9.2014 veröffentlicht