Danke für diese Herzklopfüberraschung

Ich wollte nicht mehr da sein. Und ich war es dann doch. Ganz kurz noch – eine Erinnerung hat mich an gerade diesen Tisch gezogen. Den ganzen Abend war das so. Hier dieses sich Erinnern, dort ein anderes. Aber es war der Abend dann doch zu kurz, um überall hinzukommen, wo Erinnerungen haften.

Katja hat mich angesehen. Der Blick – so hoffte ich – sei Zufall; ich saß halt grad und zufällig in dieser Richtung. Ein zweites Mal, der Blick so fest und nicht für mich – dachte ich. Katja las und dann wurde es mir doch lauter in meiner Brust. Es war, als ginge ich frühmorgens um mein Haus herum, sah wie sich die Knospen des Flieders, des Yasmins, des Geißblattes ans Licht herauskämpften. Ich sah, wie ich die vielen Weinbergschnecken vom Weg weg, ins feuchte Gras setzte. Die prallen Knospen und die fragilen Schneckenhäuschen – unprätentiöse Überraschung – jeden Morgen. 

Bei Katja nun kam das Herzklopfen dazu. Unsere 5-Minuten-Geschichte ganz Nahe an der Big Band Bühne. 

Ein Flow ging durch mich hindurch. Ich saß neben Renate und erzählte ihr mein tolles Erlebnis, das ich hatte, als ich ihr im Fernunterricht über die Schultern blickte. Albert Camus stand an. Und jetzt kam die Geschichte von Katja. „Endlich“ hat sie sie genannt. Ein paar Sekunden weggetreten, dann war ich wieder ganz da, mitten drinnen. Aufgewühlt schon, verlegen auch, bewegt – und wie! Voll zugewandt an das, was Katja so wunderbar niedergeschrieben hat.

Hans-Jörg Rogger