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  • Großbauten statt Konfliktmanagement

    Fallbeispiel am 24.3.2024, 18.30 Uhr bis…….. Zugbahnhof Bruneck: Der Zug Richtung Lienz fällt aufgrund von Unwetterschäden aus. Es warten geschätzte 500 Fahrgäste auf Informationen. Diese kommen bruchstückhaft über die Lautsprecher. Zu leise, zu widersprüchlich. Verstehen kann man davon wenig bis gar nichts. Ich versuche, die Frau hinter der Glasscheibe anzusprechen. Ihre Antwort kommt von hinter der Scheibe über Lautsprecher nach vorne. Tonrückkoppelung mit einem lauten Pfeifton. Ich kann nur soviel verstehen, dass sie nichts zu sagen weiß. Sie bemüht sich mit allem was sie zur Verfügung hat, mit Lautsprecher, ohne Lautsprecher, mit ihren Händen auch. Ich halte das Ohr an den Schlitz, der eigentlich dem Einschub des Bahntickets dient.

    Dann kann ich vernehmen, dass gar nichts mehr geht. Weder in nördlicher noch in südlicher Richtung. Vielleicht zwischen 21.00 Uhr und 21.30 Uhr ein Bus, kann sein, vielleicht. Das hat man ihr am Telefon gesagt. Zur Bestätigung, dass ich es richtig verstanden habe, zeige ich ihr meine neun Finger für 21.00 Uhr. Sie nickt und setzt sich wieder an ihr Telefon. „Die Arme“, denke ich mir. Es pfeift vom Lautsprecher, unerträglich laut. Und dann in kontinuierlichen Abständen die Durchsage von einer sehr schlechten Maschine über noch schlechtere Lautsprecher, völlig aus dem Zusammenhang gerissen: „……..es ist verboten, die Türen zu öffnen, bevor der Zug hält…“ Endlosschleife über Stunden.

    Abspann: Dass es plötzlich aus allen Himmeln schneit und wie wild stürmt und dass die Infrastrukturen dem kaum standzuhalten imstande sind, ist nachvollziehbar und mit Ruhe zu ertragen. Nicht nachvollziehbar ist es, warum das Konfliktmanagement in den vielen Jahren herauf nicht Schritt zu halten imstande war und erbärmlich versagt. 500 Fahrgäste warten auf Informationen, warten auf mehr, als dass die Weiterfahrt aufgrund eines technischen Problems nicht mehr fortgesetzt werden kann. Informationsmanagement gibt es keines. Dafür genervte Gäste, die an den unbeantworteten Fragen ihren Ärger aufstauen. Nach einer halben Stunde lässt die Dame, die mir vorher noch bereitwillig gesagt hat, was sie zu sagen wusste, den Rastervorhang herunter. Anzunehmen, dass sie es leid war, immer dasselbe und fast nichts sagen zu können. Mir tat sie leid, einem neben mir stehenden Fahrgast merklich auch.

    20.28 Uhr: „……Il treno per San Candidio è in arrivo invece che al binario uno al binario tre…” Viele laufen zum Bahnsteig drei.

    20.35 Uhr, nur sieben Minuten später: “…..Il treno per San Candido oggi non si sta effettuando…..” Wir laufen, fast alle schon im Schritttempo, zum Bahnhof zurück. Ein englischer Rucksacktourist, sehr ruhig und gelassen: „The problem is not the outages. The storms do not ask us whether we want them or not. But the mismanagement of the crisis is shameful for this tourist region.“

    Und weiterhin die zynischen Durchsagen in Endlosschleifen. Neben mir sitzt eine Mama mit ihrem kleinen Sohn. Sie möchten heute noch nach Rom weiterfahren. Es ist 21.30 Uhr. Mein Busersatz fährt vor. Ich verabschiede mich von der Mama mit dem kleinen Sohn. Rom ist noch weit.

    Hansjörg Rogger / niedergeschrieben am 23.3.24 von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr.

  • Großbauten statt Konfliktmanagement

    Fallbeispiel am 24.3.2024, 18.30 Uhr bis…….. Zugbahnhof Bruneck: Der Zug Richtung Lienz fällt aufgrund von Unwetterschäden aus. Es warten geschätzte 500 Fahrgäste auf Informationen. Diese kommen bruchstückhaft über die Lautsprecher. Zu leise, zu widersprüchlich. Verstehen kann man davon wenig bis gar nichts. Ich versuche, die Frau hinter der Glasscheibe anzusprechen. Ihre Antwort kommt von hinter der Scheibe über Lautsprecher nach vorne. Tonrückkoppelung mit einem lauten Pfeifton. Ich kann nur soviel verstehen, dass sie nichts zu sagen weiß. Sie bemüht sich mit allem was sie zur Verfügung hat, mit Lautsprecher, ohne Lautsprecher, mit ihren Händen auch. Ich halte das Ohr an den Schlitz, der eigentlich dem Einschub des Bahntickets dient.

    Dann kann ich vernehmen, dass gar nichts mehr geht. Weder in nördlicher noch in südlicher Richtung. Vielleicht zwischen 21.00 Uhr und 21.30 Uhr ein Bus, kann sein, vielleicht. Das hat man ihr am Telefon gesagt. Zur Bestätigung, dass ich es richtig verstanden habe, zeige ich ihr meine neun Finger für 21.00 Uhr. Sie nickt und setzt sich wieder an ihr Telefon. „Die Arme“, denke ich mir. Es pfeift vom Lautsprecher, unerträglich laut. Und dann in kontinuierlichen Abständen die Durchsage von einer sehr schlechten Maschine über noch schlechtere Lautsprecher, völlig aus dem Zusammenhang gerissen: „……..es ist verboten, die Türen zu öffnen, bevor der Zug hält…“ Endlosschleife über Stunden.

    Abspann: Dass es plötzlich aus allen Himmeln schneit und wie wild stürmt und dass die Infrastrukturen dem kaum standzuhalten imstande sind, ist nachvollziehbar und mit Ruhe zu ertragen. Nicht nachvollziehbar ist es, warum das Konfliktmanagement in den vielen Jahren herauf nicht Schritt zu halten imstande war und erbärmlich versagt. 500 Fahrgäste warten auf Informationen, warten auf mehr, als dass die Weiterfahrt aufgrund eines technischen Problems nicht mehr fortgesetzt werden kann. Informationsmanagement gibt es keines. Dafür genervte Gäste, die an den unbeantworteten Fragen ihren Ärger aufstauen. Nach einer halben Stunde lässt die Dame, die mir vorher noch bereitwillig gesagt hat, was sie zu sagen wusste, den Rastervorhang herunter. Anzunehmen, dass sie es leid war, immer dasselbe und fast nichts sagen zu können. Mir tat sie leid, einem neben mir stehenden Fahrgast merklich auch.

    20.28 Uhr: „……Il treno per San Candidio è in arrivo invece che al binario uno al binario tre…” Viele laufen zum Bahnsteig drei.

    20.35 Uhr, nur sieben Minuten später: “…..Il treno per San Candido oggi non si sta effettuando…..” Wir laufen, fast alle schon im Schritttempo, zum Bahnhof zurück. Ein englischer Rucksacktourist, sehr ruhig und gelassen: „The problem is not the outages. The storms do not ask us whether we want them or not. But the mismanagement of the crisis is shameful for this tourist region.“

    Und weiterhin die zynischen Durchsagen in Endlosschleifen. Neben mir sitzt eine Mama mit ihrem kleinen Sohn. Sie möchten heute noch nach Rom weiterfahren. Es ist 21.30 Uhr. Mein Busersatz fährt vor. Ich verabschiede mich von der Mama mit dem kleinen Sohn. Rom ist noch weit.

    Hansjörg Rogger / niedergeschrieben am 23.3.24 von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr.

  • Brief an den Landtagsabgeordneten Alex Ploner am 13.3.2024

    Hallo lieber Alex

    Ich erlaube mir, dir meine Gedanken im Zusammenhang mit der ultrarechten Regierungskooperation zu schreiben. Es ist bedauernswert, wie blauäugig man in Südtirol den Schafspelz sehen will und den Wolf ganz einfach verdrängt. Autonomie war der Lockvogel. Man tut fast so, als wäre dies der heilige Gral, den es erst jetzt zu erreichen gilt. Alles andere wird ausgeblendet. Und wo bleibt Südtirols Weltoffenheit? Wo bleibt die Natur mit ihren Problemen?

    Gibt es hinter dem Pragmatismus nicht auch noch die Weltanschauung, die ein Teil unserer Seele war und wohl auch noch sein sollte? Ich hab manchmal den Eindruck, dass vieles nicht gesehen werden will, weil man sich da was verhofft und dort was profitieren möchte. Es ist demnach scheinbar uninteressant, dass man sich, wenn man genau hinschaut, der rechts außen Szene aus Opportunismus anbiedert. Orban, der die Demokratie abschaffen möchte ist willkommen. Die Brüder Italiens lavieren einmal mit diesen und dann mit den anderen. Sehen das unsere Volksvertreter nicht? Hauptsache die kriegen ihr Schärfchen ab. Alles andere geht sie nichts an?  Ich habe mir immer gedacht, dass wir in Europa leben, europäisch und weltoffen denken. Die Indianer prägten das Bild der gespaltenen Zunge. Opportunismus aber, stumpft geistig und moralisch ab. 

    Denken wir in Südtirol darüber nach, dass still und leise in der Kultur Italiens ein Umbau stattfindet? Robero Saviano kämpft literarisch und journalistisch gegen die organisierte Kriminalität. Und was tut die ultrarechte Regierung? Sie blockiert die Sendung „Insider“ von Saviano. Sie wird gesperrt. Ohne Begründung, einfach gesperrt. Bemühen wir uns, dies zu erfahren? Wissen das unsere Vertreter, wenn sie diesen Leuten die Hände reichen? Fragen sie nach, warum man das tut? 

    Diese Informationen bekommen wir nicht lokal präsentiert. Ich weiß nicht, ob das fortschrittlich demokratische Italien das einfach über sich ergehen lassen will????  Wir hier müssen uns bemühen, diese fein kalibrierten rechten Seitenhiebe woanders zu erfahren, um mehr als Provinz, heile Welt, Tourismus, Wolf und Bär zu erfahren. Zum Glück hat uns die Weitsichtigkeit der vergangenen Jahre dieses internationale Netz ermöglicht.

    Saviano sagt am 12.3.24:  „……….sie (Rai) hat  die Aufgabe alle Dissidenten, Feinde, Kritiker, alle die sie als nicht linientreu betrachtet, zu stoppen. Mein Rausschmiss ist Teil ihrer Aufgabe gewesen.“ Das sagt Saviano, der mittlerweile sein neues Buch vorstellt. Die Schriftstellerin Dacia Maraini sagt: „Die traditionellen Fachkräfte sind aus den Museen rausgeschmissen worden, und Rechte kamen hinein.“ Sehen und hören wir das neben dem „Handschlag für Südtirol“ ? (gesehen als Titelüberschrift im Tagblatt der Südtiroler am 12.3.24) 

    Der Pragmatismus war es, so hörte man, der die Ehe mit den Rechten besiegelt habe. Alles andere spielt scheinbar keine Rolle. Es wird sehr viel an der Oberfläche zur Schau gestellt, „wenn wir das Geld schon kriegen, wären wir blöd, es nicht zu tun, und Antholz und das Drumherum wird gebaut.“ Den jungen Leuten in Olang, die was anderes wollten, hörte man nicht zu. Da ist Geld in Hülle und Fülle. Und die Krise der Natur spielt nur anderswo eine Rolle. Südtirol ist sowieso über alles erhaben und über das „mir san mir“ kommen wir immer noch nicht hinaus.

    Du hast im Landtag gesagt, „……warum Sie (Landeshauptmann) dies den Südtirolern antun. Warum öffnen Sie der rechten Gesinnung Tür und Tor?“ Die Frage stellst Du dem Landeshauptmann. Ich weiß nicht, ob er darauf geantwortet hat. 

    Ich habe als junger Bub oftmals Cortina besucht. Ich habe gesehen, wie die Olympiaanlagen verfallen, und ich habe damals Ende der 60er und 70er dieses Baudesaster gesehen, und ich kann mich erinnern, dass ich damals als Bub, der gerne auf den Cortineser Bergen umherkletterte dies als Frevel empfand. Und heute kommen sie schon wieder mit ihren Plänen, und die Geschichten wiederholen sich. Schon wieder fließt Geld, das anderswo einzusparen ist. Die Umwelt spielt, wenn überhaupt, die letzte Geige.  Der nationale Stolz scheint alles andere in die Bedeutungslosigkeit zu versenken.

    Du hast mir mit deiner Haltung und deinen Stellungnahmen von der Seele gesprochen. Vielen Dank

    Danke, dass du mir etwas zugehört hast.

    Schöne Grüße und alles Gute

    Hansjörg

  • Ein paar Ideen für die Ideenbox (Gemeindeentwicklungsprogramm für Raum und Landschaft in der Gemeinde Sexten )

    Mobilität: Ein ganzheitliches Konzept ist gefragt

    Die Untertunnelung von Kiens und die Umfahrung von Percha tragen dazu bei, diese Ortschaften deutlich zu entlasten. Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass der Verkehrsfluss von Westen nach Osten weiter zunimmt – und damit die bestehenden Engpässe zunehmend überfordert. Insbesondere in Sexten verschärft sich die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation.

    Für Sexten stellt die Beseitigung dieses Nadelöhrs eine enorme Herausforderung dar. Im Gegensatz zu Orten wie Welsberg, Niederdorf, Percha oder Kiens, wo der Verkehr durchfließt, endet für die meisten Touristen in Sexten die Reise. Das Ziel ist es, den Gästen eine möglichst komfortable Anreise zu ermöglichen – doch genau hier muss ein Umdenken stattfinden.

    Es braucht eine zukunftsweisende, umfassende Lösung. Ein möglicher Ansatz könnte ein autofreies Sexten sein, verbunden mit der Schaffung moderner Infrastrukturen am Ortseingang. Nur durch innovative und nachhaltige Maßnahmen kann die Mobilität langfristig gewährleistet und die Lebensqualität im Ort verbessert werden. Erst vor Kurzem sagte mir Georg Villgrater im Zusammenhang mit einem privaten Bauprojekt: „Geat et, gibt’s et.“ Natürlich scheint es auf den ersten Blick zunächst undenkbar zu sein, darüber nachzudenken, wie der nach Sexten fahrende Tourist sein Auto am Ortseingang mit dem Shuttle tauschen könnte. Doch Fortschritte fallen selten von selbst in den Schoß – sie erfordern Entschlossenheit und Vision. Nicht selten entstehen daraus Ideen, die man sich nie hätte träumen lassen, dass sie entstehen könnten.

    In der Schweiz gibt es neben Zermatt, auch noch Saas Fee im Wallis und Wengen im Berner Oberland, um nur drei von acht autofreien Gemeinden zu nennen. In Österreich ist Oberlech in Vorarlberg oder Werfenweng im Salzburger Land zu nennen.

    Die Einhaltung der Wachstumsgrenzen ist der Garant dafür, dass all das, was der Tourismus in der Vergangenheit an Wohlstand, Diversität und Weltoffenheit geschaffen hat, erhalten bleibt. Es muss das Prinzip der Sorge gelten: Was vorhanden ist, muss zukunftstauglich bewahrt werden.

    Die Bewahrung der gewachsenen Strukturen in Landwirtschaft, Handwerk, Tourismus ist davon abhängig, dass den Wachstumsgrenzen Respekt gezollt wird. Auch bzw. vor allem in Sexten. Die Bewahrung birgt in sich ein großes Potential – für alle Player in der Gemeinde. Doppelt so viel ist ganz selten doppelt so gut. Und das „Doppeltsoviel“ nagt an der Substanz, belastet Umwelt und Menschen und gefährdet das, was Sexten groß gemacht hat.

    Kultur: Tradition neu denken und zeitgemäß gestalten

    Kultur bedeutet, historisch Gewachsenes neu zu gestalten und zu interpretieren, indem neue Elemente aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens integriert werden – offen, demokratisch und zukunftsgerichtet.

    Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Unterstützung kleinstrukturierter Initiativen, die wichtige kulturelle Impulse setzen. Dazu zählen etwa die Rudolph-Stolz-Initiativen des Kuratoriums sowie die Aktivitäten rund um Claus Gatterer und die Claus-Gatterer-Preise. Diese Initiativen tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt und Identität Sextens bei und verdienen langfristige Förderung.

    Darüber hinaus sollte der öffentliche Raum verstärkt in kulturelle Performances und Veranstaltungen einbezogen werden. So kann Kultur für alle erlebbar gemacht und ein lebendiger Austausch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschaffen werden. 365 Tage. Eine begehbare Kunst- und Kulturlandschaft wäre ein anzustrebendes Ziel.

    Gestaltung des öffentlichen Raumes: Ästhetisch und funktional

    Die öffentlichen Räume, auch die Parkplätze an der Talstation Helmbahn, Talstation Rotwandwiesen, in der Signaue sowie im Hauptort, sollten nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend und naturnah gestaltet werden. Dazu ist die Einbindung von Landschaftspflegern und Landschaftsgärtnern essenziell, um eine harmonische Integration in die Umgebung zu gewährleisten.

    Naturnahe Parkplätze und Naherholungsräume:

    • Schaffung von Autoabstellplätzen, die durch gezielte Bepflanzung (z. B. Bauminseln, Hecken, Baumkübel) und den Einsatz von nachhaltigen Materialien naturnah gestaltet werden.

    • Ausstattung mit Mobiliar wie Sitzbänken, Tischen, Fahrradständern und Parkbänken, um Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität zu fördern.

    Attraktivierung der Restflächen:

    • Die Gestaltung der übrigen Flächen sollte durch gezielte Aufwertungsmaßnahmen wie Kunstinstallationen, Begrünung oder architektonisch ansprechende Elemente erfolgen. (Bruneck präsentiert sich in diesem Zusammenhang schon jahrelang als Modell)

    • Alltagsräume im Dorf können durch künstlerische oder poetische Interventionen – wie Skulpturen, Wandgemälde oder temporäre Kunstprojekte – eine zusätzliche ästhetische und kulturelle Dimension erhalten.

    Ziel ist es, sowohl Einheimischen als auch Gästen ein harmonisches, erholsames und inspirierendes Umfeld zu bieten, das Funktionalität mit gestalterischer Qualität verbindet. Die Gestaltung und Pflege der Naherholungsräume bedeutet für alle im Dorf ein Mehrwert. Und sie fordern zur Diskussion heraus.

    Straßen- und Wegenetz: Langlebig und beständig

    Ein hochwertiges Straßen- und Wegenetz bildet die Grundlage für eine funktionale und ästhetische Infrastruktur. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf die Wahl langlebiger Straßenbeläge gelegt werden, die nur minimale Ausbesserungen erfordern.

    Qualitätskriterien für Straßenbeläge:

    • Verwendung robuster Materialien, die gegenüber Witterungseinflüssen und Verschleiß beständig sind.

    • Bauweisen, die eine lange Lebensdauer gewährleisten und damit langfristig Kosten reduzieren.

    • Ästhetisch ansprechende Oberflächen, die sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügen.

    Ein gut gepflegtes und durchdacht angelegtes Wegenetz verbessert nicht nur die Verkehrsqualität, sondern trägt auch zur Sicherheit und Attraktivität von Sexten bei.

    Kinder- und Jugendrat: Mitbestimmung für die Zukunft der Gemeinde

    Die aktive Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Meinungsbildung ist ein entscheidender Faktor, um ihre Bindung an die Gemeinde zu stärken und sie für ein Leben vor Ort zu motivieren.

    Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Eine ausgewogene Zukunft gestalten

    Nachhaltigkeit muss als übergreifendes Prinzip in allen Bereichen der Gemeindeentwicklung verankert werden. Ziel ist es, ökologische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte in Einklang zu bringen und so eine lebenswerte Zukunft zu sichern.

    1. Begrenzung von Infrastrukturwachstum:

    • Einrichtung und Unterstützung eines Reparaturzentrums (z. B. Repair Café) innerhalb der Bezirksgemeinschaft, um die Lebensdauer von Gegenständen zu verlängern und Abfall zu reduzieren.

    • Einfrieren der Aufstiegsanlagen auf den Stand von 2023, um weitere Eingriffe in die Naturlandschaft zu vermeiden.

    2. Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft:

    • Sensibilisierung der Bevölkerung für Müllvermeidung durch Bildungsinitiativen und nachhaltige Konsumpraktiken. Wie wäre es, wenn man Sextens gut funktionierenden Recyclinghof mit einer Reparaturwerkstatt für alte Elektrogeräte ausstatten könnte?

    3. Verantwortung als ganzheitliches Konzept:

    • Entwicklung eines ausgewogenen Modells, das Tourismus, Naturschutz, soziales Miteinander, Kultur und Kunst miteinander verbindet.

    • Unterstützung ressourcenschonender Tourismusprojekte, die die Natur respektieren und die lokale Wirtschaft stärken.

    • Integration von Kunst und Kultur als Mittel, um Umweltverantwortlichkeit kreativ zu kommunizieren und gesellschaftlichen Wandel zu fördern.

    Durch diese Ansätze kann die Gemeinde ein Vorbild für beständige, langfristige, ressourcenschonende und verantwortete Entwicklung werden.

    Hansjörg Rogger, Alpe- Nemes-Straße 4
    348 5233660
    Johann.rogger@icloud.com

  • Ein paar Ideen für die Ideenbox (Gemeindeentwicklungsprogramm für Raum und Landschaft in der Gemeinde Sexten) 1.3.2024

    Gefragt sind Lösungen als Überwindung von Schwierigkeiten und Widersprüchen

    Mobilität: Ein ganzheitliches Konzept ist gefragt

    Die Untertunnelung von Kiens und die Umfahrung von Percha tragen dazu bei, diese Ortschaften deutlich zu entlasten. Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass der Verkehrsfluss von Westen nach Osten weiter zunimmt – und damit die bestehenden Engpässe zunehmend überfordert. Insbesondere in Sexten verschärft sich die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation.

    Für Sexten stellt die Beseitigung dieses Nadelöhrs eine enorme Herausforderung dar. Im Gegensatz zu Orten wie Welsberg, Niederdorf, Percha oder Kiens, wo der Verkehr durchfließt, endet für die meisten Touristen in Sexten die Reise. Das Ziel ist es, den Gästen eine möglichst komfortable Anreise zu ermöglichen – doch genau hier muss ein Umdenken stattfinden.

    Es braucht eine zukunftsweisende, umfassende Lösung. Ein möglicher Ansatz könnte ein autofreies Sexten sein, verbunden mit der Schaffung moderner Infrastrukturen am Ortseingang. Nur durch innovative und nachhaltige Maßnahmen kann die Mobilität langfristig gewährleistet und die Lebensqualität im Ort verbessert werden. Erst vor Kurzem sagte mir Georg Villgrater im Zusammenhang mit einem privaten Bauprojekt: „Geat et, gibt’s et.“ Natürlich scheint es auf den ersten Blick zunächst undenkbar zu sein, darüber nachzudenken, wie der nach Sexten fahrende Tourist sein Auto am Ortseingang mit dem Shuttle tauschen könnte. Doch Fortschritte fallen selten von selbst in den Schoß – sie erfordern Entschlossenheit und Vision. Nicht selten entstehen daraus Ideen, die man sich nie hätte träumen lassen, dass sie entstehen könnten.

    In der Schweiz gibt es neben Zermatt, auch noch Saas Fee im Wallis und Wengen im Berner Oberland, um nur drei von acht autofreien Gemeinden zu nennen. In Österreich ist Oberlech in Vorarlberg oder Werfenweng im Salzburger Land zu nennen.

    Die Einhaltung der Wachstumsgrenzen ist der Garant dafür, dass all das, was der Tourismus in der Vergangenheit an Wohlstand, Diversität und Weltoffenheit geschaffen hat, erhalten bleibt. Es muss das Prinzip der Sorge gelten: Was vorhanden ist, muss zukunftstauglich bewahrt werden. • Einfrieren der Aufstiegsanlagen auf den Stand von 2023, um weitere Eingriffe in die Naturlandschaft zu vermeiden.

    Die Bewahrung der gewachsenen Strukturen in Landwirtschaft, Handwerk, Tourismus ist davon abhängig, dass den Wachstumsgrenzen Respekt gezollt wird. Auch bzw. vor allem in Sexten. Die Bewahrung birgt in sich ein großes Potential – für alle Player in der Gemeinde. Doppelt so viel ist ganz selten doppelt so gut. Und das „Doppeltsoviel“ nagt an der Substanz, belastet Umwelt und Menschen und gefährdet das, was Sexten groß gemacht hat.

    Kultur: Tradition neu denken und zeitgemäß gestalten

    Kultur bedeutet, historisch Gewachsenes neu zu gestalten und zu interpretieren, indem neue Elemente aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens integriert werden – offen, demokratisch und zukunftsgerichtet.

    Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Unterstützung kleinstrukturierter Initiativen, die wichtige kulturelle Impulse setzen. Dazu zählen etwa die Rudolph-Stolz-Initiativen des Kuratoriums sowie die Aktivitäten rund um Claus Gatterer und die Claus-Gatterer-Preise. Diese Initiativen tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt und Identität Sextens bei und verdienen langfristige Förderung.

    Darüber hinaus sollte der öffentliche Raum verstärkt in kulturelle Performances und Veranstaltungen einbezogen werden. So kann Kultur für alle erlebbar gemacht und ein lebendiger Austausch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschaffen werden. 365 Tage. Eine begehbare Kunst- und Kulturlandschaft wäre ein anzustrebendes Ziel.

    Gestaltung des öffentlichen Raumes: Ästhetisch und funktional

    Die öffentlichen Räume, auch die Parkplätze an der Talstation Helmbahn, Talstation Rotwandwiesen, in der Signaue sowie im Hauptort, sollten nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend und naturnah gestaltet werden. Dazu ist die Einbindung von Landschaftspflegern und Landschaftsgärtnern essenziell, um eine harmonische Integration in die Umgebung zu gewährleisten.

    Naturnahe Parkplätze und Naherholungsräume:

    • Schaffung von Autoabstellplätzen, die durch gezielte Bepflanzung (z. B. Bauminseln, Hecken, Baumkübel) und den Einsatz von nachhaltigen Materialien naturnah gestaltet werden.

    • Ausstattung mit Mobiliar wie Sitzbänken, Tischen, Fahrradständern und Parkbänken, um Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität zu fördern.

    Attraktivierung der Restflächen:

    • Die Gestaltung der übrigen Flächen sollte durch gezielte Aufwertungsmaßnahmen wie Kunstinstallationen, Begrünung oder architektonisch ansprechende Elemente erfolgen. (Bruneck präsentiert sich in diesem Zusammenhang schon jahrelang als Modell)

    • Alltagsräume im Dorf können durch künstlerische oder poetische Interventionen – wie Skulpturen, Wandgemälde oder temporäre Kunstprojekte – eine zusätzliche ästhetische und kulturelle Dimension erhalten.

    Ziel ist es, sowohl Einheimischen als auch Gästen ein harmonisches, erholsames und inspirierendes Umfeld zu bieten, das Funktionalität mit gestalterischer Qualität verbindet. Die Gestaltung und Pflege der Naherholungsräume bedeutet für alle im Dorf ein Mehrwert. Und sie fordern zur Diskussion heraus.

    Straßen- und Wegenetz: Langlebig und beständig

    Ein hochwertiges Straßen- und Wegenetz bildet die Grundlage für eine funktionale und ästhetische Infrastruktur. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf die Wahl langlebiger Straßenbeläge gelegt werden, die nur minimale Ausbesserungen erfordern.

    Qualitätskriterien für Straßenbeläge:

    • Verwendung robuster Materialien, die gegenüber Witterungseinflüssen und Verschleiß beständig sind.

    • Bauweisen, die eine lange Lebensdauer gewährleisten und damit langfristig Kosten reduzieren.

    • Ästhetisch ansprechende Oberflächen, die sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügen.

    Ein gut gepflegtes und durchdacht angelegtes Wegenetz verbessert nicht nur die Verkehrsqualität, sondern trägt auch zur Sicherheit und Attraktivität von Sexten bei.

    Kinder- und Jugendrat: Mitbestimmung für die Zukunft der Gemeinde

    Die aktive Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Meinungsbildung ist ein entscheidender Faktor, um ihre Bindung an die Gemeinde zu stärken und sie für ein Leben vor Ort zu motivieren.

    Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Eine ausgewogene Zukunft gestalten

    Nachhaltigkeit muss als übergreifendes Prinzip in allen Bereichen der Gemeindeentwicklung verankert werden. Ziel ist es, ökologische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte in Einklang zu bringen und so eine lebenswerte Zukunft zu sichern.

    1. Begrenzung von Infrastrukturwachstum:

    • Einrichtung und Unterstützung eines Reparaturzentrums (z. B. Repair Café) innerhalb der Bezirksgemeinschaft, um die Lebensdauer von Gegenständen zu verlängern und Abfall zu reduzieren.

    • Einfrieren der Aufstiegsanlagen auf den Stand von 2023, um weitere Eingriffe in die Naturlandschaft zu vermeiden.

    2. Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft:

    • Sensibilisierung der Bevölkerung für Müllvermeidung durch Bildungsinitiativen und nachhaltige Konsumpraktiken. Wie wäre es, wenn man Sextens gut funktionierenden Recyclinghof mit einer Reparaturwerkstatt für alte Elektrogeräte ausstatten könnte?

    3. Verantwortung als ganzheitliches Konzept:

    • Entwicklung eines ausgewogenen Modells, das Tourismus, Naturschutz, soziales Miteinander, Kultur und Kunst miteinander verbindet.

    • Unterstützung ressourcenschonender Tourismusprojekte, die die Natur respektieren und die lokale Wirtschaft stärken.

    • Integration von Kunst und Kultur als Mittel, um Umweltverantwortlichkeit kreativ zu kommunizieren und gesellschaftlichen Wandel zu fördern.

    Durch diese Ansätze kann die Gemeinde ein Vorbild für beständige, langfristige, ressourcenschonende und verantwortete Entwicklung werden.

    Hansjörg Rogger, Alpe- Nemes-Straße 4
    348 5233660
    Johann.rogger@icloud.com

  • Nawalny

    I’m so sorry for Alexej. The family has endured immense suffering, and my condolences go out to them. I hope that the day will come when those responsible will have to answer questions. I pray that the tormentors will suffer the pain that they are inflicting on entire nations today.

    Es tut mir so leid für Alexej. Die Familie hat unermessliches Leid ertragen müssen, und ihnen gilt mein Mitgefühl. Ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem die Verantwortlichen zur Rede gestellt werden müssen. Ich bete, dass die Peiniger den Schmerz ertragen werden müssen, den sie heute ganzen Nationen zufügen.

    Mi dispiace tanto per Alexej. La famiglia ha sopportato immense sofferenze e a loro vanno le mie condoglianze. Spero che arrivi il giorno in cui i responsabili dovranno rispondere alle domande. Prego affinché i tormentatori soffrano il dolore che stanno infliggendo oggi a intere nazioni.

    Wenn es Gerechtigkeit gibt, dann schaffe man sie hier. Das ist mein Aufruf an die Welt.

    If there is justice, let it be created here. This is my call to the world.

    Se c’è giustizia, la si crei qui. Questo è il mio appello al mondo.

    Johann Georg (Hansjörg) Rogger / 16.2.2024

  • Waydown

    Für die ummauerte Sicherheit von Waydown geben die Arbeiter ihre letzten Kräfte. „Why we build the Wall?“, heißt das Lied. Die Frage, die die Arbeiter aufwerfen, beantworten sie sehr energisch und unmissverständlich: „We build the wall to keep us free.“ „Wir bauen die Mauer, damit wir frei sein können.“

    Die Mauer verspricht Sicherheit, schützt sie doch vor den anderen, vor denen, die scheinbar nicht dazu gehören. „Working on the wall with all your might“, Eurydikes fatales Bündnis mit dem Teufel: „Ich habe getan, was ich tun musste“ sagt Eurydike. Und am Ende wird sie diesen Schritt bereuen. Aber zu spät. Eurydike hat der Verführung nicht standgehalten. Die Armut treibt sie ins Verderben.

    Ein herausforderndes Spiel mit einer suggestiv wirkenden Musik auf einer aufwendig gestalteten Bühne. Die Musikklasse der 5am im Team mit 60 Leuten hat ein engagiertes vom Anfang bis zum Ende durchchoreographiertes Broadway Stück auf die Bühne gebracht. Die Choreographie ist nicht in die Geschichte hineingesetzt – sie ist die Geschichte selbst. Keine einfache zudem, mit der man sich im Sessel genüsslich berieseln lassen kann. Angelehnt an den Mythos von Orpheus und Eurydike, werden Probleme unserer Zeit, verpackt in Folk- Blues- und Jazzmusik, dem Zuschauer einiges abverlangen. Die Musik – eine Gewaltanstrengung für das Team. Auch sie ist die Geschichte selbst. Sie führt hinauf in die Sphären der Freiheit und Liebe und hinunter in die düstere Welt des Abgrunds, der Vernichtung, des Machtmissbrauchs, der Blender und Verschwörer.

    Orpheus – Künstler, Poet und Musiker – will mit seiner Musik auch jene gewinnen, die der Dunkelheit verfallen sind. Er singt und spielt und betört die Menschen, auch Eurydike. Wer möchte nicht wie Orpheus singen, dem es einst gelang, selbst Bäume zum Weinen zu bringen mit seinem Gesang: „Alle Bäume werden mitsingen und ihre Äste werden sich herunterneigen und ihre Früchte um meine Füße legen…“ Eurydike kann es kaum erwarten – ihre Liebe erwacht: „Liebster Orpheus sag mir, wann es soweit ist.“ „Wenn ich mein Lied singe, wird es soweit sein. When I sing my song, all the riversˋll sing along…“ entgegnet Orpheus. Eine tiefe Liebe, doch der Hunger nagt und treibt sie ins Elend. Um der Not zu entweichen, hängt sich Eurydike an jeden Strohhalm, an verlockende Versprechungen.

    Eurydike, getrieben von Not und Entbehrung, geht trotz der Liebe zu Orpheus, dorhin, wo Dunkelheit herrscht – Kälte, Gewalt und Unfreiheit. Verführt, gelockt, missbraucht. „Eurydike!“ ruft Orpheus. „Wo ist sie?“ Hermes: „Bruder, was kümmert’s dich, du wirst eine andere Muse finden.“ Aber Orpheus will zu Eurydike, ganz unbedingt. „Warte auf mich, ich komme, ich komme mit dir, warte, warte, warte.“

    Ein Sturm zieht auf, und Orpheus schreibt an seinem Lied. „Ok, beende das Lied“ sagt Eurydike, „we need food, finish it quick. The wind is changin. There’s a storm coming.“ und Hermes, der Erzähler: „Poor Boy, working on a Song.“ Kunst und Liebe sind scheinbar schwache Gegner im Kampf gegen Niedertracht und Hass. Orpheus verliert. Das bittere Ende naht. Eurydikes Zuruf: „Bring mich heim!“ scheitert.

    Bedrückend eindrucksvoll gespielt ist die Szene in der Orpheus in der Unterwelt geschlagen und getreten wird. Beklemmend nah choreographiert. Es geschieht dies alles hier und jetzt – in der Ukraine, in Syrien – nur zwei Beispiele von vielen. Orpheus, der Hoffnungsträger, hat hier nichts zu suchen. Die andre Welt will Vernichtung, Repression, Züchtigung, Verlogenheit, Macht und Unterwerfung, Befehle und erzwungene Loyalität, sonst nichts. Veränderer sind unerwünscht und gefährlich. Sie bringen das System ins Wanken. Waydown ist von hier aus nur einige tausend Kilometer entfernt. Dort wo die Mächtigen tun und lassen, was sie wollen und wozu sie grad eben Lust haben.

    Choreographie und Inszenierung: Karin Mairhofer, Alex Messner / Musikalische Leitung: Ruth Burchia, Simon Mittermair / Audioregie: Peter Paul Hofmann / Lichtregie: Elch / Als Vorlage: „Hadestown“ von Anaïs Mitchell

    Hansjörg Rogger, Februar 2024, Musical des SOWI GymnasiumsFoto:HjR

  • Der Besuch

    Alberta Pfeifhofer, Treitling 5

    Heißer Tee und Faschingskrapfen. Lange ist es her, dass ich schon mal hier war. Der Ofen ist es wohl, der mich zurück erinnern lässt. Die vielen Bilder im Gang gab es damals noch nicht – denk ich mal. Aber die Küche ist immer noch gerade aus, links daneben die Stube – mit dem alten weißen Ofen. 

    Ich blicke auf den Stapel del gemalten Bilder. Hinten steht der Titel drauf, nicht immer. Den Keilrahmen baut sie oft selbst. Viele schöne Bilder stehen da, und ich beginne meine Favoriten zu ordnen. Ich gehe nahe ran, nimm sie in die Hand. Mit Farbe dick aufgetragen die einen, die andern weich mit pastellenen Farben.

    Am Vorbeigehen hinauf in die Stube sehe ich Landschaften, viele Farben, viele Blumen. Und es blitzen die Sonnenblumen auf, auch der Mohn im Feld ist zu sehen. Starkes Rot, lichtdurchflutet. Parallelen zu Van Goghs Sonnenblumen, zu der impressionistischen Malerei von Monet.

    Der Farbton des Chors ist ein anderer als der der vielen anderen Bilder. Düster gehalten, die Stimmung melancholisch. Ich trete etwas von dem Bild zurück, zuerst halte ich es etwas vor mich hin. Und dann bleibe ich stehn und schaue es an. Es erinnert mich an früher und dann auch wieder an nicht so lang vergangene Zeiten. Alle blicken auf die in rot gekleidete blonde Frau – der letzte rechts draußen geknickt, etwas verschämt. Bilder sind nicht nur schön – Geschichten tauchen auf, Gerüche Töne und Lichter mischen sich dazwischen. Und ich sehe mich, mitten drin. 

    Ich schweife ab, es stehen so viele Bilder da. Ich darf mir eines aussuchen, hat sie gesagt. Und ich stelle es auf die Seite, vor die Tür zum Balkon. Während Alberta weitere Bilder herholt, sitzt Karl vor dem Ofen und schaut mir zu, wie ich das eine um das andere Bild nehme, vor mich hinhalte, und wieder in den Stapel zurücklehne. 

    Je mehr sie bringt, umso schwerer wird die Auswahl. Ein kleinformatiges pastellfarbenes im großen Rahmen ist auch dabei. Landschaft mit einem Zwei- , Dreihäuserdörfchen. Pastelltöne, leise, verschlafen. Schön! Ich stell es zur engeren Auswahl neben das Bild mit dem Chor.

    Es ist die Lust am Malen, sagt sie. Oft entstehe das Bild aus der momentanen Situation heraus. Blumen, Landschaften, Farben, Menschen, auch Tiere sind mit dabei. Die Farben mischt sie selbst, in vielen Kursen hat sie das gelernt. Alberta Pfeifhofer, Malerin, Treitling 5. Pinsel, Farbe, Spachtel, Holztafel, Leinwand, Aquarellpapier, PanArt – das sind ihre Werkzeuge. Gedanken in Farbe getaucht – das stand vor einiger Zeit in einer Rezension zu einer ihrer Ausstellungen. Und solche gab es viele.

    Drei Ansichten – ein Frauenakt. Es ist das größte der drei Bilder, die nun alle drei vor der Balkontüre stehen. Eines davon darf ich mit nach Hause nehmen. Das Bild mit dem Chor ist es dann – die Wahl kommt schnell. Etwas später wäre es anders ausgegangen. Erinnerung an meine Schulzeit, Erinnerung an meine jungen Jahre ergebnisloser Bemühungen, mit der Musik etwas beginnen zu können. 

    Bilder schaffen es, einen von sich selber wegzuziehen, oder einen in eine Geschichte hineinzuziehen – in eine gute oder in eine schlechte, in eine ganz weit zurückliegende oder in eine ganz nahe. Stehe ich vor dem pastellfarbenen Bild mit der Dorfidylle vorne rechts, bin ich in einer Geschichte, die mich wegzuziehen vermag – in meine Leidenschaft impressionistischer Fotografie hinein. Das Bild mit dem Chor zieht mich in die Vergangenheit zurück und der Akt in das verschmitzte Schweigen meines Vaters auf die verschmähenden Blicke meiner Mama.

    Hansjörg Rogger

  • Die Rechten tun uns nicht gut

    Wir beginnen alles zu vergessen, was die Rechten vor nun 80 Jahren angerichtet hatten. Man hofiert mit jenen, die unsere Kultur auslöschen wollten. Mit jenen, die allein bestimmen wollten, wohin die Fahrt zu gehen habe. Mit jenen, die die Diversität behindern, mit jenen, die sich nie von der „Flamme“ distanzierten. Mit jenen, die geschickt sind, ihren Wolf im Schafspelz zu verstecken. Mit jenen, die der Wissenschaft wenig Relevanz zugestehen. Mit jenen, die unsere Väter, Mütter, Großväter, Großmütter drangsalierten und ihnen Sprache und Identität rauben wollten.

    Es ist nicht gut, was sich da im südlichen Tirol anbahnt. Ich schäme mich. Die liberalen Optionen gab es zwar, aber sie zählen scheinbar nicht mehr. Humanismus, Natur und Wissenschaften, Diversität und Europäismus werden zugunsten von was weiß ich geopfert. 

    Ich gab meine Stimme für ein weltoffenes, diverses, europäisches Land. Wir wären es unseren Müttern und Vätern schuldig, auch nach 80 Jahren. Die Rechten südlich und nördlich von Salurn schicken sich nun an, Ehevorbereitungen zu treffen. Die, die es besser wissen müssten, drücken beide Augen und Ohren zu. Man höre: „…..wir Freiheitlichen lehnen bi- oder trilinguale Experimente ab. Erst recht sind wir gegen einsprachige englische Schulklassen.“ Sagten dies und verschwanden hinter der Koalitionstür. 

    Johann Georg (Hansjörg) Rogger Ex Schulführungskraft. Publizist. Johann.rogger@me.com

  • Wer kann schon behaupten, dass nicht irgendwann ich, er sein kann,

    und dann bin ich es, der die 10 Euro vielleicht erbetteln muss. 1.September 2023. Vengo dalla Nigeria, sagt er. Hai un permesso di soggiorno? Frag ich ihn. No, sagt er. Dove abiti? A Bolzano, sono venuto attraverso il mare. Nach seinem Namen hätte ich ihn fragen sollen. Tat ich nicht. Grazie, sagt er und geht. Zum nächsten, übernächsten, überübernächsten. Kein Erfolg.

    Viele leben dieses Schicksal. Tagein und Tagaus. Flucht war die einzige Perspektive. Über das Meer, sagte er. Wir lesen es in den Zeitungen, sehen die schrecklichen Bilder – dann schieben sich wieder unsere angenehmen und weniger angenehmen Dinge in den Vordergrund: Das Schnitzel war zu wenig mager, die Stromrechnung ist ganz schön in die Höhe geklettert, der Obstladen hat auch schon mal bessere Himbeeren verkauft. Es rattert permanent im Kopf. Und diesen Urlaub müsste man sich auch mal gönnen können, das große Auto auch……

    Dann lese ich wieder in der Zeitung und weiß, dass ich gar nichts weiß, erinnere mich an das Zitat von Mamadou Diawar, Ethnologe an der Universität Frankfurt, zitiert in der Zeit Nr. 35/2023: „Was wissen die von uns? Nichts!“ Gemeint ist das Wissen der Weißen über die Schwarzen. Und außerdem – die Kolonialherren haben einiges dazu beigetragen, dass die Länder in Armut versinken.

    Johann Georg (Hansjörg)Rogger Johann.rogger@me.com