….eine Pistole an den Kopf und sich anschließend verbrennen lassen. Oder aber es stehen endlich mutige Russen auf und lassen sich nicht mehr länger gefallen, was ihnen die KGB-Geschulten, Drangsalierer und Kriegsverbrecher antun. Oder es steht endlich mal die Kirche auf, die sich sonst so händefaltend friedensliebend gibt – Ich sehe keine Bischöfe vor Ort, ich sehe den Papst nicht, der sonst so gerne in das Flugzeug steigt. Predigten aus gesicherter Entfernung heraus gab es bereits zuhauf. Also, genug davon. Und die, die sonst so gerne alles besser wissen, und die, die ihren Einfluss in der Welt immer wieder gerne bewerben, die sollen nicht reden, sondern dorthin fahren, wo die Befehle für den Massenmord gegeben werden. Am 5.März, dem 11. Tag der Invasion, sagte der Papst, dass sie aufhören sollten: „….und ich flehe vor allem darum, dass die bewaffneten Angriffe aufhören und die Verhandlungen und der gesunde Menschenverstand obsiegen.“ Dies über eine Distanz von 3.000 Km hinauszupredigen ist viel zu wenig. Und hat unser Papst den Versuch unternommen mit dem Putinfreund, dem orthodoxen Patriarchen Kyrill ins Gespräch zu kommen? Ob katholisch oder orthodox – unter Christ-Sein verstehe ich etwas ganz anderes. Am Tag des Überfalls der Russen sagte der russisch-orthodoxe Patriarch: „Ich fordere alle Konfliktparteien auf, alles zu tun, um Opfer in der Zivilbevölkerung zu vermeiden.“ Kennen wir alles schon, tausendmal gehört, tausendmal ist nichts passiert. Ob katholisch oder orthodox, Worte sind Schall und Rauch, um es mit Goethe zu sagen. Erbärmlich, wie sich Kirche mal wieder in ihrem ironischen Zynismus weg duckt. Warum setzen sich die beiden Herren nicht auch mal an den langen Tisch im Kreml? Vielleicht hätten sie mehr Erfolg als die Staatschefs vor ihnen? Dann könnte Herr Putin mal beweisen, dass es ihm ernst ist mit seiner Show vor den orthodoxen Maria-Ikonen. Pragmatische Diplomatie ist gefragt und nicht das ewig fromme Narrativ der Kirche.
Am 28.2.2022 schrieb ich an den Hoteliers- und Gastwirteverband: „Angesichts des schamlosen Angriffskrieges des Autokraten Putin ersuche ich, dass es den Russen verwehrt wird, in Südtirol Urlaub zu machen. Ich weiß, dass es nicht der Krieg der Russen ist, sondern dass Herr Putin seine kriminelle Energie jetzt auch an der Ukraine auslässt. Die EU und alle demokratischen Staaten haben in den letzten Stunden und Tagen richtig reagiert, indem sie gezeigt haben, dass es genug ist. Ich appelliere an den HGV, dass auch er zeigt, dass es jetzt reicht. Vielen Dank, Rogger J.G./Publizist
Am 3.3.2022 hat der HGV geantwortet: „Wie ganz Europa verfolgt auch der HGV mit Sorge die kriegerische Entwicklung in der Ukraine. Bis dato haben die EU und die westlichen Staaten eine Vielzahl an Sanktionen gegen Russland verhängt, um einen Wechselkurs der Politik Putins zu forcieren. Hierzu zählt nicht zuletzt der Ausschluss russischer Banken aus dem Swift und damit aus dem internationalen Finanzverkehr. Auch Sanktionen in den Bereichen Energie, Technologie, Verkehr und Medien wurden erlassen. Ihre Anregung, in Südtirol ein weiteres Zeichen gegen die Politik Russlands zu setzen, können wir nachvollziehen. Was ein allgemeines „Urlaubsverbot“ russischer Bürger:innen hierzulande betrifft, so möchten wir zunächst darüber informieren, dass der Anteil russischer Gäste in Südtirol, insbesondere in der wärmeren Jahreszeit, marginal ist. Zudem ist davon auszugehen, dass die Urlaubsaktivitäten aufgrund der bereits gesetzten massiven Sanktionen gegen Russland und des allgemein angespannten Verhältnisses zum Westen von sich aus in ganz Europa einbrechen werden. Maßnahmen, mit denen Russ:innen der Urlaub in Südtirol verwehrt wird, erachten wir daher als nicht dienlich. Wir möchten an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass es sich bei Einreise- bzw. Aufenthaltsrestriktionen um höchstpolitische Entscheidungen handelt, die nicht vom HGV, sondern allenfalls auf einer höheren, politischen Ebene getroffen werden können. Was der HGV zum jetzigen Zeitpunkt sehr wohl tun kann, ist, sich klar zu positionieren und seinen Beitrag zu leisten. Und das tut er auch. Der HGV hat in einer außerordentlichen Präsidiumssitzung vom 01.03.22 beschlossen, sich aktiv im Bereich der Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge in Südtirol einzubringen. Über die definitive Ausrichtung der Hilfsaktion wird der HGV-Landesausschuss heute, den 03.03.22, entscheiden. In unseren Reihen zeigt sich große Bereitschaft, den vom Krieg betroffenen Menschen zu helfen. Mit Blick auf die Not und Verzweiflung in der Ukraine ist dies ein Gebot der Stunde.
Am 2.3.2022 hat das Organisationskomitee des Busoniwettbewerbs mitgeteilt, dass am Wettberb 2022 auch die Russen teilnehmen dürfen. Am 2.3.2022 habe ich an das Komitee folgendes Schreiben gerichtet:
„Sehr geehrte Damen und Herren, mit Erstaunen habe ich heute vernommen, dass beim Busoniwettbewerb 2022 auch die Russen teilnehmen dürfen. Ich appelliere, das nicht zu tun. Ich weiß, dass dieser Krieg nicht der Krieg der Russen ist, sondern der Krieg Putins. Die EU und viele andere Organisationen haben richtig reagiert und gesagt, dass es jetzt genug sei, dass Putin in die Schranken gewiesen werden muss. Deswegen appelliere ich an das Organisationskomitee das zu tun, was moralisch zu tun ist. Mit freundlichen Grüßen“
Mit Erleichterung hab ich zur Kenntnis genommen, dass am 3.3.2022 das Internationale Paralympische Komitee doch noch beschlossen hat, dass Russland und Belarus von den Spielen ausgeschlossen werden. Damit wird die Entscheidung vom Vortag revidiert. Gut so, die Welt hätte eine andere Entscheidung nicht verstanden.
Am 2.3.2022 haben sich zwei Moskauerinnen getraut, folgendes ins Mikrofon zu sprechen (ORF-Wien):
„Wir haben einen Affen mit einer Atombome als Präsidenten, wir werden jetzt erdrosselt mit Sanktionen. Wie sonst soll man den Menschen klar machen, dass es einen Regimewechsel braucht.
„Er hat unser Land zerstört, die Leute denken, weil bei uns nicht geschossen wird, ist alles wie immer, das stimmt nicht, wir sind im Krieg.“
Alexey Nawalny in seinem Tweet am 2.3.2022: „Lassen Sie uns wenigstens nicht zu einer Nation von verängstigten Schweigern werden, von Feiglingen, die so tun, als würden sie den aggressiven Krieg gegen die Ukraine nicht bemerken, den unser offensichtlich wahnsinniger Zar entfesselt.„
Nawalny im Tweet am 2.3.2022: „Putin is not Russia. And if there is anything in Russia right now that you can be most proud of, it is those 6824 people who were detained because – without any call – they took to the streets with placards saying No War.“
Vitali Klitschko, der Bürgermeister Kiews, im Interview mit CNN auf die Frage, wie lange sie Kiew halten können: „Ich kann Ihnen keine klare Antwort geben, so lange wir noch am Leben sind.“ „Ich wende mich an die Ukrainer und alle internationen Partner, nicht wegzuschauen, was gerade in der Ukraine passiert. Dieser sinnlose Krieg in dem es keine Gewinner sondern nur Verlierer gibt.“ „Es ist wichtig, dass man Russland zeigt, die Welt schaut zu, was gerade in der Ukraine passiert. Die Welt kann nicht wegschauen. Diese Aggression, dieser sinnlose Krieg muss gestoppt werden. Jetzt!“
All jene im Dunstkreis des Kriegsverbrechers, die das alles geschehen lassen, machen sich mitschuldig und werden die Verbrechen mit zu verantworten haben. Man erinnere sich an die Nürnberger Prozesse nach den Naziverbrechen. Da ging es nicht nur um die Befehlsträger und Drahtzieher. Auch Mitläufer und Schweiger werden sich nicht wegducken können, zumindest moralisch nicht. Mag das Land noch so groß und mächtig sein. Ich sehne den Tag herbei, dass dieses Russland vom Despoten Putin und seinen Vasallen befreit wird, und dass russische Kinder, Frauen und Männer ohne nach Verfolgern Ausschau halten zu müssen, über den Roten Platz spazieren dürfen.
Johann Georg (Hansjörg) Rogger
Publizist
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